Indien wird langsam erwachsen!
Wir alle Jahre wieder feiert Indien heute wieder seinen Unabhängigkeitstag. Am 15.08.1947 wurde Indien ein unabhängiger Staat. Vorher war Indien ab 1857 britische Kronkolonie, vorher Besitz der britischen East India Company gewesen.
Als Jawaharlal Nehru um Mitternacht in seiner berühmten Ansprache die offizielle Unabhängigkeit verkündete, löste das eine Welle der Euphorie aber auch die Teilung des indischen Subkontinents in zwei Staaten aus, Indien und Pakistan. Das ging nicht unblutig ab, schätzungsweise eine Millionen Menschen kamen bei der darauffolgenden Völkerwanderung, ums Leben. Die Teilung löste an vielen Orten Hass und Gewalt aus, dessen Folgen bis heute andauern. Offiziell sind Indien und Pakistan immer noch im Kriegszustand, sie haben nie einen Friedensvertrag geschlossen und seit 1947 drei heisse Kriege geführt und viele kleine und groössere Grenzscharmüzel. Die Grenze zu Pakistan und der Status des Bundesstaates Kaschmir, ist immer noch ungeklärt und es sieht zur Zeit auch nicht so aus, als liessen sich diese politischen Minen-Felder in naher Zukunft abräumen.
Beide Seiten haben sich im Status Quo eingerichtet.
Dennoch sieht Indiens Zukunft verhalten positiv aus. Nach wie vor hat das Land zwar unverkennbar grosse Probleme die es über kurz oder lang lösen muss, aber es geht bergauf!
Indien wurde nach seiner Gründung erst einmal ein sozialistischer Staat, das war das Erbe Nehrus. Auch seine Nachfolger fuhren Jahrzehnte lang einen sozialistschen Kurs, obwohl sich das Land politisch nicht einem der zwei Lager zuordnen lassen wollte. Non-alignment nannte Nehru das, ein sich Nicht-Eingliedern in die bestehende bipolare Welt. So versuchte man das Spagat zwischen dem Westen und dem Osten, was auch relativ gut gelang, auch wenn sich das Land unter seiner Tochter Indira Gandhi, starker der Sowjetunion zuwand und dem Westen den Rücken zukehrte. Was eventuell auch an der herzlichen, auf gegenseitigen Ablehnung zwischen Indiara Gandhi und Richard Nixon, dem damaligen amerikanischen Präsidenten, lag.
1991 erfolgte schliesslich die wirtschaftliche Öffnung und die Abwendung von der Planwirtschaft die das Land über Jahrzehnte gelähmt hatte.
Seitdem sind nun 27 Jahre vergangen. Indien ist heute die sechst grösste Volkswirtschaft und auf dem Weg zur dritt grössten. Die Mittelklasse wächst stätig und das Land ist wirtschaftlich und politisch stabil.
An Kriegen oder gesellschaftlichen Verwerfungen hat man heute kein Interesse mehr. Es steht zu viel auf dem Spiel. Heute gibt es viele Menschen die etwas zu verlieren haben und das ist gut so.
Zwar leben in Indien immer noch mehr Menschen in Armut als in irgendeinem anderen Land, dafür sinkt die Zahl der ganz Armen stätig und immer mehr Menschen gelingt der Aufstieg in die untere Mittelschicht.
Lebten vor den Reformen noch mehr als 70% aller Inder auf dem Land und nur 30% in den Städten, so kehrt sich das Verhältnis gerade um.
Das bringt natürlich auch Probleme mit sich. Indiens Städte wachsen schneller als die Stadtplaner hinterher kommen. Ein neuer Flughafen ist fertig? Schon zu klein! Eine neue zweispurige Schnellstrasse wurde gebaut? Eigentlich wären vier Spuren benötigt worden, jetzt gibt es ständig Staus. Ein neues Viertel wurde von der Stadt erschlossen? Gleichzeitig werden vier illegal errichtet, weil so viele neue Menschen zugezogen sind.
Das ist der Nachteil einer Demokratie, Dinge brauchen ihre Zeit und Projekte können nicht einfach über Nacht realisiert werden.
Der indische Elefant bewegt sich gemächlich, aber wenn er sich mal in Bewegung gesetzt hat, dann geht er seinen Weg unbeirrt.
Die wirtschaftlichen Parameter sind positiv und auch die sozialen bewegen sich langsam in die richtige Richtung. Zwar gilt die regierende BJP als rechte Partei der Hinu-Nationalisten und auch gibt es immer wieder Gewaltakte gegen Muslime und andere Minderheiten, aber verglichen mit früheren sogenannten Riots, Mobgewalt, oft gegen religiöse Minderheiten oder sozial schwachen Kasten oder Gruppierungen, ist ein Fortschritt erreicht.
Die Kongress-Partei versucht Narendra Modi, den Premier Minister zu verteufeln, aber so ganz mag ihr das nicht gelingen. Zu korrupt, zu satt, sind ihre Kader und mit Rahul Gandhi, dem Enkel von Indira, hat sie auch nicht wirklich ein neues, frisches Gesicht zu bieten, der den Muff von vier Generationen Gandhi Familie auslüften könnte.
Nächstes Jahr gibt es wieder Wahlen und es wird sicherlich spannend. Aber wie es auch ausgeht, es wird friedlich und demokratisch zugehen und auch wenn die Wahlbeteiligung vermutlich etwas hinter der Wahl von 2014 zurückbleiben wird, so werden mehr Menschen als in jedem anderen demokratischen Land der Erde, wählen gehen.