Eine weitere Besonderheit in Indien sind die vielen Feiertage die ausführlich gefeiert und zelebriert werden.
Indien ist ein säkularer Staat und feiert somit Feiertage aller Religionen. Das sind natürlich die hinduistischen Feiertage der Bevölkerungsmehrheit, aber auch die muslimischen, die immerhin von den gut 14% der indischen Muslime gefeiert werden, die christlichen, der gut 2,3% Christen im Land, die sikhistischen, der 1,7% Sikhs, die buddhistischen der 0,7% Buddhisten, die jainistischen der 0,4% Jains oder die parsischen der verschwindend geringen Parsen Minderheit im Land.
Und somit feiern wir Weihnachten genauso wie Diwali, Ostern, Eid genauso wie Navratri, Khordad Saal (parsisch) oder Guru Nanak Jayanti (Sikh) und noch ganz viele mehr.
Heute also Eid-ul-Adha, eins der wichtigsten Feste der Muslime. Bekannt in Deutschland als das Opferfest oder auch mittlerweile das Zuckerfest, wird hier ein Ereignis gefeiert auf das sich Christen, Juden und Muslime beziehen.
Abraham oder im Koran Ibrahim, der Stammvater aller drei monotheistischen Religionen, wurde von Gott aufgefordert das kostbarste was er besaß zu opfern. Das war sein Sohn Ismael oder Isaak den er auf einem Berg opfern sollte.
Der Teufel kam zu Abraham und versuchte ihn davon abzubringen Gottes Forderung zu missachten. Abraham aber verjagte den Teufel in dem er mit Kieselsteinen nach ihm warf (heute noch ein Ritual bei einer Pilgerfahrt nach Mekka). Er stieg auf den Berg und wollte Ismael opfern als Gott ihm ein Lamm schickte welches er anstelle seines Sohnes opfern sollte. Abraham hatte den Test bestanden und an Eid-ul-Adha gedenken Muslime an dieses Ereignis welches sich in Tora, Bibel und Koran wiederfindet.
In Indien ist Eid-ul-Adha auch als Bakr-Eid bekannt. Eid ist die Bezeichnung für einen Festtag auf Arabisch. Bakr kommt von Al Baqara, dem arabischen Wort für Schaf oder Ziege. Das Wort hat seinen Weg ins Urdu und Hindi gefunden und heißt hier Ziege.
An Eid-ul-Adha schlachten gläubige Muslime ein Tier, genauso wie es Abraham tat. Je nach Region kann dies eine Kuh, ein Kamel oder ein Schaf oder eine Ziege sein. In Indien werden hauptsächlich Ziegenböcke geschlachtet. Diese werden schon Monate vorher fett gefüttert und dann an Eid für viel Geld verkauft. Das Fleisch wird dann in drei Teile geteilt, ein Teil geht an Arme und Bedürftige, der zweite Teil an Freunde und Bekannte, der dritte Teil behält die Familie selber.
Gleichzeitig ist es mittlerweile Tradition unter den Kindern Geschenke und Süßigkeiten zu verteilen. Von daher wird das Opferfest auf Deutsch auch oft als Zuckerfest bezeichnet.
Der muslimische Kalender ist übrigens ein Mondkalender. Von daher verschieben sich die islamischen Feiertage jedes Jahr um etwa 11 Tage nach vorne und fallen immer auf ein anderes Datum.
Wie alle Inder haben wir auch viele muslimische Freunde. Einige von ihnen schicken uns zu Bakr-Eid immer Fleisch oder auch selbstgemachte Süßigkeiten.
Der nächste Feiertag ist übrigens schon am nächsten Sonntag – Raksha Bandhan, das hinduistische Bruder-Schwester Fest! Und am folgenden Sonntag ist Krishna Janmashtami, der Geburtstag des Hindu-Gottes Krishna.