Eins der größten Probleme der Menschheit ist Plastik. In Indien kann man das sehr gut sehen, da es hier in vielen Dörfern keine Müllabfuhr gibt und der Müll dann leider oft in der Natur landet.

Früher gab es in jedem Dorf eine eigene Müllhalde wo die Bewohner ihren Müll hingebracht haben. Da der Müll früher hauptsächlich organischen Ursprungs war, fraßen ihn die Schweine dann einfach auf und weg war er.

Heute sind die Gewohnheiten noch immer die selben, nur der Müll ist heute vor allem Plastik und Verpackung, je reicher das Dorf, um so mehr. Plastik wir nicht gefressen, also überdauert es und wird gelegentlich verbrannt oder eben vom Winde verweht.

Und je wohlhabender Indien wird, je mehr Plastik wird weggeworfen. Indien produziert noch längst nicht den Plastik-Müllberg, den Wohlstandsländer wie Deutschland produzieren. Nur ist er hier sichtbarer. Und je mehr Menschen in die Mittelklasse aufsteigen, desto grösser wird der Plastikverbrauch, denn die Menschen konsumieren mehr verpackte Ware.

Genau so wie wir im Westen, denken sich die Menschen nichts dabei, Plastikverpackungen oder Plastiktüten anzunehmen, es gibt nur wenig Umweltbewusstsein (das kam bei uns ja auch erst später).

Besonders gut konnte ich das letztens beim Besuch am Obst- und Gemüsemarkt beobachten.

Dazu muss vorher gesagt werden, Rajasthan gehört zu den indischen Bundesstaaten in denen Plastiktüten verboten sind. Einzige Ausnahme sind Medikamente. Die dürfen nach wie vor in kleine Plastiktüten verpackt werden. Im Einzelhandel und eigentlich auch auf dem Markt sind Plastiktüten verboten.

Leider ist es hier aber so, wie mit vielen Gesetzen, sie werden nicht ernst genommen oder durchgesetzt. Da die umliegenden Bundesstaaten nach wie vor Plastiktüten erlauben, landen sie auch bei uns und werden großzügig verteilt und genutzt.

Also, gestern auf dem Gemüsemarkt:

Ich besuchte ihn mit einer Freundin, einer Inderin die kürzlich in die Familie eingeheiratet hatte, gebildet, aus reicher Familie. Meine Freundin hatte eine große Gemüsetasche mit kleinen Unterfächern aus Jute dabei. Ich hatte die Tasche vorher noch bewundert und bemerkt wie praktisch sie war, um unterschiedliches Obst und Gemüse so zu verstauen, dass nicht alles durcheinander fällt. Wir gingen zum ersten Stand und sie kaufte Gurken und Tomaten. Der Gemüsehändler zückte gleich die Plastiktüte um jeweils separiert das Kilo Tomaten und das Kilo Gurken zu verpacken. Ich bedeutete ihn, dass wir keine Plastiktüten benötigten, da wir ja eine eigene Tasche mitgebracht hatten. Meine Freundin protestierte und meinte, er solle ruhig alles verpacken, weil sie ja auch noch Kartoffeln und Obst kaufen wolle. Ich sah sie nur entgeistert an und deutete darauf, dass sie ja verschiedene Sorten in die verschiedenen Untertaschen packen könnte, aber sie meinte, dass vieles dort nicht einpassen würde und dass sonst alles durcheinander fiele. Mir fiel darauf hin erstmal nichts mehr ein.

Es tat mir in der Seele weh, aber Tomaten und Gurken waren nun ordentlich in Plastik verpackt und wurden in der Tasche verstaut.

Am nächsten Stand kaufte eine indische Familie ein. Zwiebeln, Chilli-Schoten, Paprika, Auberginen und Tomaten.  Alles fein säuberlich in eine eigene Plastiktüte und dann in die Einkaufstasche.

Wir gingen weiter zum nächsten Stand. Hier wanderten Flügelgurken und Bittermelonen in die Tasche. Auch wieder in Plastik verpackt. Mir verging die Lust am Einkauf.

Auch der Spinat und der Koriander wanderten in zwei dünne Plastiktüten, genauso wie die Frühlingszwiebeln und Karotten der Frau im grünen Sari neben uns. Ich rechnete im Kopf den Plastiktütenverbrauch pro Tag, Woche und Monat aus und fragte mich wo die wohl alle landen würden.

Schließlich kamen wir zum Obst. Hier konnte ich nun nicht mehr länger schweigen und bedeutete der Frau uns die Banane und Orangen unverpackt zu überreichen während meine Freundin noch die Granatäpfel näher begutachtete.

Ich kaufe dann noch mein Obst. Weintrauben, Mangos und eine Wassermelone. Alles wanderte in meine zwei Leinenbeutel die ich immer im Auto liegen habe.

Mein Obsthändler kennt mich immer schon und weiß, dass ich immer nein zu Plastik sage. Meine Freundin telefonierte per Handy und bemerkte meine Art des Verpackung kaum. Genauso wie die Gemüsehändler die nur lachen, wenn ich sie auf das Plastiktüten-Verbot aufmerksam mache, oder die vielen anderen Menschen die ihr Obst und Gemüse in Plastik verpacken lassen um es anschliessen in ihre Taschen zu packen.

Gestern fiel mir aber mal wieder auf, ich bin die grosse Ausnahme, ein Tropfen auf dem heißen Stein! Wenn ich es noch nicht mal schaffe, meine Freunde und Verwandte zu überzeugen! Ich habe mir jetzt vorgenommen nochmal mit einer Freundin bei einer Tasse Tee über das Thema zu sprechen. Vielleicht kann ich sie ja mal zum Nachdenken anregen.

Denn all diese Dinge fangen bei uns selber an. Natürlich kann ich über andere schimpfen und mich über die Politiker aufregen. Es gibt doch ein Plastiktütenverbot, warum wird es nicht durchgesetzt! Aber letztlich geht Umweltschutz bei uns selbst los. Wir können vielleicht nicht im großen Stil Müll vermeiden, aber wir können mit gutem Beispiel vorangehen und vielleicht Stück um Stück andere Menschen zum Nachdenken anregen.

Was ich tue:

Ich nehme immer Einkaufstaschen mit und lasse unnötiges Verpackungsmaterial im Geschäft zurück. In Deutschland müssen die Supermärkte dieses zurücknehmen.

In Indien kann ich im Supermarkt, Reis, Zucker, Linsen, etc. lose laufen. Dafür bringe ich mir kleine Beutel selbst mit oder nutze Papiertüten.

Ich verzichte auf Strohhalme und Einweggeschirr.

Ich benutze seit einiger Zeit Shampoo-Bars und verzichte auf Duschgel. Stattdessen benutze ich Seife. Das spart enorm Verpackungsmüll.

Ich kaufe gezielt Produkte die nicht unnötig Verpackung haben und große Gebinde anstatt kleine, Glas anstatt Plastik.

Ich versuche Verpackungen wiederzuverwenden, Tüten, Plastik- oder Glasbehälter.

Das ist alles irgendwie noch nicht so wirklich befriedigend, aber es ist ein Anfang! Vielleicht habt ihr ja noch Ideen was man sonst noch so alles tun kann um den Plastikmüll zu verringern. Ich freue mich immer über Anregungen und Ideen!