Umweltschutz, Klimawandel, etc. sind auch Themen in Indien. Natürlich treiben diese sicherlich vor allem die wohlhabendere Mittelschicht und Oberschicht um, und weniger die Familien unterhalb der Armutsgrenze, die nur irgendwie über die Runden kommen wollen und oft nicht wissen woher sie das Geld für die nächste Mahlzeit hernehmen sollen.

Trotz allem steht der Kampf gegen den Klimawandel und die Umweltverschmutzung durchaus auf der Agenda der Regierung und NarendraModi ist sicherlich der erste Premierminister der am Strand von Mamallapuram, während eines Staatsbesuches, Müll aufsammelt.

Solarenergie wird immer stärker gefördert, sodass sie heute auch für Normalbürger erschwinglich geworden ist. Elektroautos und Rikschas werden bezuschusst und gefördert. In Jaipur sind mittlerweile fast alle Fahrrad-Rikschas durch Elektrorikschas ersetzt worden. Und so gibt es viele kleine Maßnahmen die positiv zu bewerten sind.

Aber es gibt natürlich auch viele Stimmen gegen ein “Zu viel” an Klimaschutz. Indien besitzt die drittgrößten Kohlereserven der Welt. Kohlekraft ist ein wichtiger Pfeiler der indischen Energiepolitik, da es ja Kohle im Übermaß gibt und man damit günstigen Strom herstellen kann, den Indien dringend braucht.

Insofern gibt es viele die die Regierung darauf dringen, mehr Kohle zu fördern und mehr Kohlekraftwerke zu bauen. Das schafft Jobs und Strom. Eine Win-Win Situation, aber eben auch ein Plus an CO2 Emissionen.

In Indien wird jetzt argumentiert, dass alle westlichen Länder erheblich höhere CO2 Emissionen haben als Indien. Deutschland emittiert jedes Jahr 8.9 Tonnen CO2 (alle Werte von 2014), die USA 16.5 Tonnen, Australien 15.4 Tonnen und Indien 1.7 Tonnen.

Indien hat also die Erde bisher wesentlich weniger verschmutzt und darf jetzt eben auch ein bisschen mehr verschmutzen. Das ist die Argumentation. Die ist natürlich absurd, aber sie zeigt Folgendes auf: Wir in den westlichen Ländern haben über 200 Jahre lang, riesige Mengen an CO2 in die Luft geblasen. Die Basis für unseren Wohlstand. Und wir blasen immer noch erhebliche Mengen CO2 in die Luft. Es ist ja immer noch so, dass unsere CO2 Emissionen erheblich über den Entwicklungsländern liegen.

Nur um aktuelle Beispiele zu nennen, Brasilien hat eine CO2 Emission von 2,6 Tonnen und China 7,5 Tonnen Indien wie oben erwähnt 1,7 Tonnen.

In Deutschland höre ich jetzt vermehrt das Argument, was bringt es, wenn wir unsere CO2-Emissionen verringern, aber China, Indien und andere Länder ihre CO2 Emissionen immer weiter erhöhen.

Hier beißt sich die Katze endgültig in den Schwanz. Jede Seite schiebt der anderen Seite den Schwarzen Peter zu. Beide Seiten schieben fadenscheinige Argumente vor, um nur nicht irgendwo etwas tun zu müssen, was vielleicht schmerzhaft sein könnte. Wobei es in Deutschland und anderen Ländern des Westens mehr darum geht sich in Zukunft das Zweitauto oder die Kreuzfahrt nicht mehr leisten zu können, während in den Entwicklungsländern jeder geschaffene Job, einer Familie drei Mahlzeiten pro Tag sichern kann.

Keine Seite sieht wirklich die große Gefahr, die uns in den nächsten Jahren einholen wird. Klimaerwärmung passiert graduell aber die letzten beiden Jahre haben uns, sowohl in Deutschland als auch in Indien, gezeigt, dass jetzt unbedingt gehandelt werden muss, um Schlimmeres zu verhindern.

Deutschland hatte 2018/2019 zwei Rekord Hitzesommer mit extremer Trockenheit, die der Landwirtschaft und dem Wald großen Schaden zugefügt hat.

Indien hatte ebenfalls Rekordtemperaturen und 2018 einen schlechten Monsun, 2019 einen unberechenbaren Monsun, der in vielen Teilen Indiens für Überschwemmungen und Flutkatastrophen gesorgt hat, in anderen Teilen aber auch komplett ausgeblieben ist. In Bihar zum Beispiel sind etwa die Hälfte der Distrikte von Flut heimgesucht worden, die andere Hälfte von Dürren.

Das ist jetzt nichts wirklich etwas Neues, der Monsun war immer schon schwierig zum Vorhersagen und hat auch immer schon den Regen ungleich verteilt. Aber er verschiebt sich zeitlich immer weiter nach hinten und wird in der Tendenz immer unberechenbarer.

Gleichzeitig schrumpfen die Gletscher im Himalaya und der Grundwasserspiegel sinkt. Wasser für 1,3 Milliarden Menschen wird knapp.

Steigen jetzt noch die Temperaturen, werden Städte wie Delhi irgendwann nicht mehr bewohnbar sein.

Die Zeit zum Handeln ist jetzt und nicht irgendwann später. Das muss jedem Menschen in allen Ländern bewusst sein. Wir müssen jetzt etwas tun und unsere CO2 Emissionen drastisch verringern. Und dazu reichen die Anstrengungen der deutschen und indischen Regierung leider nicht aus. Dazu braucht es Anstrengungen von uns allen.

Und Deutschland, als reiche Industrienation, muss mit gutem Beispiel Vorangehen. Das sind wir der Welt schuldig! Wir haben 200 Jahre lang gut gelebt und haben heute einen großen Wohlstand angesammelt. Wir müssen nun auch als Vorreiter in der Entwicklung grüner Technologien wirken. Und diese Technologien dann auch den Entwicklungsländern zur Verfügung stellen, damit die Welt insgesamt davon profitiert.