Wow, ich habe es geschafft. Meine erste deutsche Kurzgeschichte ist veröffentlicht. Eigentlich dachte ich, das Schwerste am Autoren-Dasein ist das Schreiben. Eine gute Geschichte zu konzipieren und zu Papier zu bringen, ist nicht einfach in einem Leben mit vielen Ablenkungen. Die Arbeit, andere Hobbys, Social Media, Freunde oder Haustiere fressen Zeit und halten vom Schreiben ab. Hat man es schließlich geschafft und das Manuskript steht, dann warten Lektorat und Korrektorat. Das alles kostet Zeit und es ist nur der Anfang, wie ich schnell herausgefunden habe.
Seit einem Jahr dümpelt meine Novelette Von denen, die auszogen, Weihnachten zu vergessen in einer Schublade vor sich hin. Geschrieben hatte ich sie schnell, aber dann war Weihnachten vorbei und sie wurde ungelesen und unbearbeitet, in einen Ordner auf meinem Laptop verbannt, mit der Absicht sie, sobald ich Zeit hatte, zu korrigieren und sie einigen Freunden zum Lesen zu geben. Irgendwie war sie sperrig. Zu lang für eine Anthologie, zu kurz für ein Buch. Ich war mir unsicher, was ich mit ihr anfangen sollte. Taugte sie was? War sie gut geschrieben? Im Sommer schließlich gab ich sie einigen Freunden zum Lesen und das Echo war positiv. Korrekturen und Vorschläge wurden gemacht und ich setzte mich an den Feinschliff.
Im Austausch mit einer Freundin kam die Idee auf, die Geschichte zu illustrieren. Zeichnungen sollten den Text auflockern und der Novelette etwas mehr Fülle geben. Es war eine grandiose Idee, ich brauchte nur ein Illustrator, der Lust auf ein Hobbyprojekt hatte. Ich fand ihn in einer lieben Freundin, einem ehemaligen Gast von mir, die in ihrer Freizeit kleine, aber sehr schöne Zeichnungen anfertigte. Ich schickte ihr spontan eine WhatsApp Nachricht und sie schrieb mir binnen einer Stunde ihre Zusage. In den folgenden Tagen und Wochen las sie meine Geschichte und entwarf eine Reihe wunderschöner Bilder zum Text. Ich war begeistert und wir schrieben uns hin und her.
Mittlerweile war der Herbst fortgeschritten und ich im Training für einen neuen Job. Meine Zeit war begrenzt und ich befand mich plötzlich im Hamsterrad aus Lehrgang, Arbeiten und Freizeitaktivitäten. Meine Geschichte trat für einige Zeit in den Hintergrund. Diana wollte mir noch ein Titelbild zeichnen, aber ehe wir uns versahen, war die Adventszeit gekommen und hielt auch sie auf Trab. Der Dezember kam und auf einmal tickte die Uhr, Weihnachten stand vor der Tür und es war nun mal eine Weihnachtsgeschichte. Etwas gestresst bat ich Diana mir erst mal die Zeichnungen zu schicken, die sie fertig hatte und ich würde mich um die Titelgestaltung kümmern. Gleichzeitig hatte ich noch mal einen Freund um ein letztes Korrektur-Lesen gebeten. Ich organisierte mir eine ISBN-Nummer über BoD und entschied mich dafür alles selber zu machen. Eine Novelette von 44 Seiten mit neun Illustrationen sollte nicht so schwer sein, dachte ich. Ich lag falsch.
Geschrieben hatte ich mit Papyrus Autor und mein Manuskript in Normseiten umgewandelt. Mit viel Mühe integrierte ich die Illustrationen, aber ich bekam einfach nicht das Format, was ich brauchte. Etwas passte nie. Einen Untertitel bekam ich nicht weg, das Impressum war eine einzige Katastrophe und die Seiten passten auch nicht.
Schnell wurde mir klar, mit Papyrus Autor kann man gut schreiben, aber für den Buchsatz brauchte ich ein anderes Programm. Ich wagte einen kurzen Ausflug in Microsoft Word, nur um schnell festzustellen, es geht nicht.
Ich informierte mich in einschlägigen Foren und Webseiten im Internet und landete schließlich bei Adobe InDesign. Das Abo hat einen stolzen monatlichen Preis, aber es gab eine siebentägige Testversion gratis. Das klang gut und ich lud mir das Programm herunter, um daran schier zu verzweifeln. Adobe macht alles anders und InDesign ist ein Profiprogramm. Es kann vermutlich alles, was mit Illustrationen, Buchsatz oder Zeitschriften-Design zu tun hat. Aber ich war dem Ganzen nicht gewachsen. Ich schaute mir Tutorials an, aber langsam lief mir die Zeit davon. Ich wurde nervös. Nichts klappte. Ich hatte keine Lust mehr und überlegte kurz, das ganze Projekt zu begraben. Vielleicht sollte ich doch die Illustrationen einfach sein lassen. Oder über Kindle veröffentlichen. Das soll angeblich viel einfacher sein. Ich raufte mir die Haare, aber so kurz vor dem Ziel, wollte ich nicht aufgeben.
Weihnachten kam, und meine Geschichte hing immer noch im Limbo zwischen Manuskript und Veröffentlichung. Aber so allmählich machte ich mit InDesign Fortschritte. Ich musste zwar jede Seite einzeln gestalten, aber es funktionierte so halbwegs. Am 28.12. konnte ich mein Manuskript hochladen und BoD akzeptierte es ohne Fehlermeldung. Gleichzeitig lud ich mein Titelblatt hoch, ebenfalls eine schwere Geburt. Nachdem zwei fertige Titelblätter nicht akzeptiert worden waren, klappte der dritte Versuch. Das Titelblatt ist nun mal das Gesicht eines jeden Buches. Es muss ordentlich gestaltet sein und den Leser ansprechen. Ich jonglierte über mehrere Tage mit Bildern, Schriften und Zeichnungen. Der Klappentext fiel mir dann erstaunlich leicht. Den hatte ich in fünf Minuten geschrieben und finde ihn passend.
Insgesamt war ich sehr positiv gestimmt, als ich endlich alles abgeschlossen hatte und das Manuskript samt Titelblatt hochgeladen war. BoD kassierte die 19 Euro für die ISBN-Nummer und ich bekam eine Nachricht, dass sie jetzt alles prüfen und mich informieren würden, wenn das Buch im Handel erhältlich ist. Zwar ist die Verspätung wirklich ärgerlich. Eine Veröffentlichung am 28.11. wäre natürlich besser gewesen, aber am Ende, war ich einfach nur froh, dass ich es hinbekommen hatte. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass es so schwierig sein würde eine Novelette zu setzen. Und einige Grafiken einzubinden.
Es war ein Testballon für mich, ein Probelauf. Das war es von Anfang an gewesen. Und ich glaube, wenn ich es je schaffe, meinen Roman fertig zu schreiben, dann versende ich das Manuskript erst mal an Verlage und hoffe, dass sich einer findet, mir den Satz und die Veröffentlichung abzunehmen. Wenn nicht, dann investiere ich vielleicht mal in einen Online-Kurs InDesign für Dummies.
Das Wichtigste ganz zum Schluss: Von denen, die auszogen, Weihnachten zu vergessen ist als Taschenbuch oder E-Buch bei BoD, Amazon oder im Buchhandel zu kaufen. Der Preis ist 6,99 Euro für das Paperback und für die nächsten Tage zum Vorzugspreis von 2,49 für das E-Buch.