Categories
Literatur

BücherEsel Ep25: Indische Literatur

Die meisten Menschen haben sicherlich ein Bild von Indien in ihrem Kopf, egal ob sie schon mal dort gewesen sind oder noch nicht. Man denkt an Menschenmaßen (sicherlich nicht ganz falsch), Pest und Cholera (gibt es auch noch) oder an Frauen in bunten Saris und Männern mit Turbanen die mit ihren Kamelen über Sanddünen marschieren (ein beliebtes Motiv des indischen Tourismusverbands).

Was viele Menschen nicht wissen, Indien ist ein (Sub-)Kontinent. Es ist das siebtgrösste Land der Erde und hat viele Gesichter. Im Norden liegt das höchste Gebirge der Welt, der Westen hat ausgedehnte Wüstengebiete, der Süden tropischen Dschungel und es gibt eine 7000 km lange Küste.

Das Land hat 22 Nationalsprachen plus über hundert weitere Sprachen, die vier großen Sprachfamilien angehören, die zum Teil unterschiedlicher nicht sein könnten.

Indien ist ein multikulturelles und multireligiöses Land, in dem die meisten Menschen mehr finden könnten was sie von einender trennt, als was sie verbindet.

Wenn man all diese Dinge im Hinterkopf hat, dann ist es schon fast vermessen von einer indischen Literatur im Singular zu sprechen. Die indische Literatur gibt es nicht, vielmehr bestehen unglaubliche viele literarische Traditionellen nebeneinander und miteinander.

Heute wollen wir euch einen kleinen Überblick über diese Traditionen geben und haben euch zwei indische Bücher mitgebracht die 2020 erschienen sind.

Das erste Buch ist The Princess and the Political Agent von Binodini ist im Original 1976 auf Manipuri erschienen, kam 2020 nun die englische Übersetzung auf den Markt. Bisher ist es noch nicht auf Deutsch übersetzt worden.

Das Buch spielt Ende des 19ten Jahrhunderts und ist die Liebesgeschichte einer Prinzessin aus dem Königreich Manipur, der Heimat der Autorin und dem Repräsentant der Britischen Krone am Hof. Die Prinzessin Sanatombi war die Tante der Autorin, die in ihrem Buch faszinierende Einblicke in das Leben in dem kleinen, exotischen Königreich zwischen Indien und Indo-China gibt.

Hier geht es übrigens zur Webseite der Imani Foundation die der Sohn der Autorin und Übersetzer des Buchs Somi Roy ins Leben gerufen hat.

Das zweite Buch Die Detektive von Bhoot Basar (Original Titel: Djinn Patrol on the Purple Line) von der Autorin Deepa Anappara ist 2020 nach einer Bieterschlacht um das Manuskript auf der Frankfurter Buchmesse im Verlag erschienen. Es ist der Debut Roman der Journalistin aus Kerala, die in England Creative Writing studiert hat. 2021 hat es der Rowohlt Verlag auf Deutsch herausgebracht.

Es geht um das Verschwinden von Kindern aus einem Slum in einer namenlosen Stadt. Der 9jährige Jai und seine Freunde Pari und Faiz, spielen Detektive und versuchen herauszufinden wer oder was dahinter steckt. Eine eindrückliche Geschichte aus dem Dunkel-Indien, die einen Einblick in das Leben der indischen Unterschicht gibt, die in Slums rund um die indischen Großstädte lebt und als billige Arbeitskräfte in den Haushalten der oberen Mittel- und Oberschicht arbeitet.

Beide Bücher stellen nur ein kleines Fragment der Vielzahl der indischen Literaturen und Lebensrealitäten da, die Indien repräsentieren. Wir werden sicherlich im Laufe der Zeit noch weitere Bücher und Autoren vorstellen.