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BücherEsel Ep55: The Bandit Queens – Parini Shroff

The Bandit Queens ist der Debut Roman der info-amerikanischen Schriftstellerin Parini Shroff, der es prompt auf die Longlist des Women’s Prize for Fiction geschafft hat. Wir haben es entdeckt und da es in Indien spielt, direkt gekauft. Leider hat es The Bandit Queens nicht auf die Shortlist geschafft, eigentlich eine Schande wie wir finden.

Das Buch ist ein sehr feministischer Roman, tragisch auf eine Art und weise und urkomisch. Die Hauptperson Geeta lebt seit fünf Jahren in einem kleinen indischen Dorf in Gujerat alleine, seit ihr Mann Ramesh urplötzlich verschwunden ist. Seitdem geistert das Gerücht durchs Dorf, dass Greta ihren Mann, der sie geschlagen hat, verschwinden hat lassen. Dieser Ruf macht sie zur Aussenseiterin, aber sorgt auch dafür, dass sie in Ruhe gelassen wird und sie einem kleinen, sehr bescheidenen Geschäft nachgehen kann. Geeta hat sich mit ihrem Leben am Rand der Gesellschaft abgefunden und ist überhaupt nicht glücklich als eines Tages, Farah, eine Nachbarin, bei ihr klopft und sie darum bittet ihr bei der Ermordung ihres Mannes zu helfen. Zuerst lehnt Geeta ab, aber als Samir, Farahs Mann sie unter Druck setzt, entscheidet sie sich um.

Was wie eine düstere Tragödie klingt, ist in Wahrheit eine tiefschwarze Komödie. Die Frauen auf dem Kriegspfad gegen eine zutiefst ungerechte Gesellschaft in der sie ihren Männern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.

Leider ist dieses wirklich absolut lesenswerte Buch nicht auf die Shortlist gekommen. Für uns wäre es ein heisser Anwärter auf den Preis gewesen, darin waren wir uns ausnahmsweise mal einig. Leider heisst es auch, dass The Bandit Queens noch nicht auf Deutsch übersetzt wurde. Wer in den Genuss dieses tollen Buchs kommen möchte, muss es also (vorerst) auf Englisch lesen. Aber vielleicht findet es noch einen Verlag, der es auf Deutsch rausbringen möchte.

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Literatur

BücherEsel Ep25: Indische Literatur

Die meisten Menschen haben sicherlich ein Bild von Indien in ihrem Kopf, egal ob sie schon mal dort gewesen sind oder noch nicht. Man denkt an Menschenmaßen (sicherlich nicht ganz falsch), Pest und Cholera (gibt es auch noch) oder an Frauen in bunten Saris und Männern mit Turbanen die mit ihren Kamelen über Sanddünen marschieren (ein beliebtes Motiv des indischen Tourismusverbands).

Was viele Menschen nicht wissen, Indien ist ein (Sub-)Kontinent. Es ist das siebtgrösste Land der Erde und hat viele Gesichter. Im Norden liegt das höchste Gebirge der Welt, der Westen hat ausgedehnte Wüstengebiete, der Süden tropischen Dschungel und es gibt eine 7000 km lange Küste.

Das Land hat 22 Nationalsprachen plus über hundert weitere Sprachen, die vier großen Sprachfamilien angehören, die zum Teil unterschiedlicher nicht sein könnten.

Indien ist ein multikulturelles und multireligiöses Land, in dem die meisten Menschen mehr finden könnten was sie von einender trennt, als was sie verbindet.

Wenn man all diese Dinge im Hinterkopf hat, dann ist es schon fast vermessen von einer indischen Literatur im Singular zu sprechen. Die indische Literatur gibt es nicht, vielmehr bestehen unglaubliche viele literarische Traditionellen nebeneinander und miteinander.

Heute wollen wir euch einen kleinen Überblick über diese Traditionen geben und haben euch zwei indische Bücher mitgebracht die 2020 erschienen sind.

Das erste Buch ist The Princess and the Political Agent von Binodini ist im Original 1976 auf Manipuri erschienen, kam 2020 nun die englische Übersetzung auf den Markt. Bisher ist es noch nicht auf Deutsch übersetzt worden.

Das Buch spielt Ende des 19ten Jahrhunderts und ist die Liebesgeschichte einer Prinzessin aus dem Königreich Manipur, der Heimat der Autorin und dem Repräsentant der Britischen Krone am Hof. Die Prinzessin Sanatombi war die Tante der Autorin, die in ihrem Buch faszinierende Einblicke in das Leben in dem kleinen, exotischen Königreich zwischen Indien und Indo-China gibt.

Hier geht es übrigens zur Webseite der Imani Foundation die der Sohn der Autorin und Übersetzer des Buchs Somi Roy ins Leben gerufen hat.

Das zweite Buch Die Detektive von Bhoot Basar (Original Titel: Djinn Patrol on the Purple Line) von der Autorin Deepa Anappara ist 2020 nach einer Bieterschlacht um das Manuskript auf der Frankfurter Buchmesse im Verlag erschienen. Es ist der Debut Roman der Journalistin aus Kerala, die in England Creative Writing studiert hat. 2021 hat es der Rowohlt Verlag auf Deutsch herausgebracht.

Es geht um das Verschwinden von Kindern aus einem Slum in einer namenlosen Stadt. Der 9jährige Jai und seine Freunde Pari und Faiz, spielen Detektive und versuchen herauszufinden wer oder was dahinter steckt. Eine eindrückliche Geschichte aus dem Dunkel-Indien, die einen Einblick in das Leben der indischen Unterschicht gibt, die in Slums rund um die indischen Großstädte lebt und als billige Arbeitskräfte in den Haushalten der oberen Mittel- und Oberschicht arbeitet.

Beide Bücher stellen nur ein kleines Fragment der Vielzahl der indischen Literaturen und Lebensrealitäten da, die Indien repräsentieren. Wir werden sicherlich im Laufe der Zeit noch weitere Bücher und Autoren vorstellen.